Ataris Versäumnisse
"Wären die Atari Computer von Anfang an perfekt gewesen, so hätten
sie nie so erfolgreich sein können". Dieser Spruch ist nicht zynisch,
sondern ehrlich gemeint und zielt auf eine Besonderheit, die Atari vielleicht
so einzigartig gemacht hat: die große Unterstützung durch
Fremdanbieter.
Wäre die Tastatur des 520/1040ers perfekt gewesen, hätte es nie
Firmen gegeben, die spezielle Tastaturadapter zum
Anschluß für PC-Tastaturen für den Atari entwickelt haben.
Wäre die Festplatte von Atari nicht so laut gewesen, hätte es nie
NR-Kits für diese Festplatten gegeben. Wären die Festplatten von
Atari nicht so langsam gewesen, hätte es nie eine Protar-Festplatte
oder die ddd-MircoDisk gegeben.
Hätte Atari alle STs mit 16MHz betrieben, hätte es nie
Beschleunigerkarten gegeben und hätte Atari von Anfang an gleich
HD-Diskettenlaufwerke eingebaut, wären nie so genial einfache Dinge
wie HD-Module entstanden.
Wäre der Atari Laserdrucker abschaltbar gewesen, hätte es nie Firmen
gegeben, die spezielle Standby-Schalter für diesen Drucker verkauft
hätten.
Hätte das Gehäuse des 1040ers oder des Falcons innen Platz für
eine normale Festplatte und oben Platz für den Monitor gehabt, hätte
es nie neue Flachgehäuse mit abgesetzter
Tastatur dafür gegeben.
Fast alle Atari-Produkte boten die Möglichkeiten für Verbesserungen.
Mal waren es kleine Designfehler der Atari-Ingenieure (Bsp.: laute
Megafile-Festplatten), Sparsamkeit am falschen Fleck (Bsp.: die
520/1040er-Tastatur), oder auch nur mangelnde Weitsicht (Bsp.: HD-Floppys).
Immer wieder boten sich für findige Firmen etliche Chancen, eigene Produkte
für die Atari-Klientel zu vermarkten - und sie taten es.
Noch ein Punkt kam dieser Entwicklung entgegen: Atari war langsam. Zwar war
Atari schnell mit neuen Ankündigungen bei der Hand, aber bis dann wirklich
eine neue Rechner-Generation in die Läden kam, vergingen etliche Monate,
manchmal Jahre. Erst dadurch war die Entwicklung von Dritter Seite möglich
- man hatte Zeit, gute Produkte zu entwickeln und auch die Zeit, sie verkaufen
zu können.
Und Entwicklerfirmen gab es reichlich. Genannt seinen hier nur
Hard&Soft Herberg, die mit eigenen
Festplatten und Speichererweiterungen sich einen Namen machten, oder
Sack-Electronic, die mit den PC-Emulatoren,
angefangen beim PC-Speed bis zum 386SX neue Wege aufzeigten oder
Digital Data Deicke, die von leisen
Lüftern, über eigene Mini-Festplatten und Diskettenstationen,
Gehäuse für alle Ataris, Beschleunigern und HD-Modulen bis
hin zu Laserdruckerteilen fast alles für den Atari entwickelten, was
machbar war.
Alle diese Firmen, und es ließen sich über 100
aufzählen, investierten in den Atari-Markt, investierten in Werbung
und in neue Produkte und halfen mit, die Qualität der Atari Computer
erheblich zu verbessern und machten die große Publizität Ataris
erst möglich (zu guten Zeiten gab es fünf große Atari
Fachzeitschriften allein in Deutschland). Wenn Sie heute in einen beliebigen
ST hineinschauen, ist die Chance sehr groß, daß sie eines dieser
Produkte darin finden, sei es auch nur eine Speichererweiterung oder zumindest
ein HD-Modul.
So gesehen sind die Versäumnisse Ataris ein echter Gewinn - sie boten
die Grundlage für viele Firmen, die im Atari-Bereich auch heute noch
zu Hause sind. Und nur durch diesen Umstand läßt sich erklären,
daß Atari lebt, obwohl die Firma Atari längst untergegangen ist.
Atari lebt - nicht nur durch die zufriedenen Atari Nutzer, sondern auch durch
diese Firmen, die weiter Atari auf ihre Fahnen schreiben - man denke nur
an den MILAN oder an all' das
Atari Zubehör, das auch heute noch zu bekommen
ist.

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